Geschlechtsbezogene Arbeitsteilung und deren Implikationen für professionelle Definitionen des Arbeitsgegenstandes ‚Familie‘ am Beispiel von Familienrecht und Mediation

In den juristischen Berufen weist u.a. der Bereich des Familienrechts einen hohen Frauenanteil auf. Eine vergleichbare Entwicklung zeichnet sich in der Mediation ab. Über berufsbiographische Interviews wurden erstens die Wege in die jeweilige Position rekonstruiert und zweitens die dabei erfolgende Herstellung von Passungsverhältnissen zwischen Biographie und Berufsfeld untersucht. Dieser Prozeß hat – so die These – Auswirkungen auf die berufliche Praxis. In diesem Fall ist besonders interessant, daß in beiden Berufsfeldern „Familie“ einen zentralen Gegenstand professioneller Arbeit darstellt. Im Projekt wurde die Frage verfolgt, ob und in welcher Weise sich die professionellen Definitionen dieses Arbeitsgegenstandes mit der vermehrten Präsenz von Frauen verändern. Das zentrale Ziel der Untersuchung bestand in der Klärung von Wechselbeziehungen zwischen der „Feminisierung“ von Arbeitsbereichen, ihrer Professionalisierungsdynamik und der Veränderung von Familien- und Geschlechtsrollenkonzeptionen, die in professionelle Deutungsmuster eingewoben sind.
Den theoretischen Hintergrund bildeten Konzepte der Feminisierung von Berufsfeldern, Professionalisierungstheorie und Biographieforschung. Der methodische Zugriff erfolgte über eine Verklammerung von berufsbiographischen Analysen, Berufsfeldanalysen und Deutungsmusteranalysen. Das Ziel war eine Strukturgeneralisierung und Typenbildung auf Basis von Einzelfallstudien.

Finanzier: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Laufzeit: 1/1999 bis 12/2000
Projektleitung: Prof. Dr. Regine Gildemeister, Dr. Kai-Olaf Maiwald
Projektbearbeitung: Dr. Kai-Olaf Maiwald, Dr. Claudia Scheid, Dr. Elisabeth Seyfarth

Projektergebnisse:

  • Gildemeister, R., Maiwald, K-.O., Scheid, C., Seyfarth-Konau, E. (2002): Geschlechterdifferenzierungen im Horizont der Gleichheit. Exemplarische Analysen zu Berufskarrieren und beruflicher Praxis im Familienrecht. Abschlußbericht Februar 2002.
  • Scheid, C., Gildemeister R., Maiwald, K.O., Seyfarth-Konau, E. (2001): Latente Differenzkonstruktionen. Eine exemplarische Fallanalyse zu Geschlechterkonzeptionen in der professionellen Praxis. In: Feministische Studien 2/01, S. 23 – 38.